High Needs Babys ( ein 24/7 Baby)

High Needs Babys ( ein 24/7 Baby)

In meiner Praxis sitzen regelmäßig Eltern, die mir erzählen Ihr Baby ist „anders“. Anders als ihre anderen Kinder oder anders als das Kind der Freunde. Die erste Sorge ist immer „wir haben was falsch gemacht“ 
Erst einmal es gibt kein richtig oder falsch. Es gibt nur verschiedene Wege und wir können jederzeit umdrehen und es „anders“ machen. 
Wenn ich nachfrage was „anders“ an diesem Baby ist höre ich oft: „es weint viel, ich kann nichts richtig machen, es möchte immer im Körperkontakt sein, ich stille nicht alle 3 Stunden, ich stille ständig, es schläft nur mit mir zusammen“. 
Ich spüre bei den Eltern Sorge und Unsicherheit, jedoch spüre ich noch viel mehr Erschöpfung als Sorge. 

In solchen Fällen, kommt mir dann als erstes „High Needs Babys“ in den Kopf. 
Ein Baby was von allem mehr benötigt. Babys die Ihre Bedürfnisse sehr stark einfordern und zwar immer sofort 24/7.
Ein Baby ist wie es ist, jedoch wenn uns einiges klarer ist, können wir damit besser umgehen…
Dr. William Sears hat den wunderbaren treffenden Begriff „High Need-Baby“ (Hochsensibel) ins Leben gerufen. (ein Vater und Professor für Kinderheilkunde welcher die Erziehungsphilosophie „Attachement Parenting“ -bindungsorientierte und bedürfnisorientierte Erziehung prägte)

Mit dem Gedanken von einem „High Needs Baby“ hinterfrage ich in der Beratung die klassischen Kriterien:

High Needs Baby
  • Intensiv
    Der Umgang ist intensiv: Wie die Kinder weinen, die Intensität, die Forderung. Die Babys sind unruhig und quengelig wenn sie sich nicht im Körperkontakt befinden. Abwarten ob sich das Kind selber reguliert führt nur zum Schreien. 
  • Aktiv
    Die Babys sind sehr aktiv, wach und neugierig. Sie sind jedoch auch sehr schnell Reizüberflutet. Wenn wir die Babys genau anschauen, sehen wir angespannte Muskeln, kleine Fäustchen, die Arme fuchteln: Die Babys sehen oft eher angespannt als entspannt aus…Dies ändert sich auch nicht im Kleinkindalter. Sehr kreative Kinder die sehr viel erreichen können. Reizüberflutung durch akustische und visuelle Reize sollten gemieden werden. 
  • Anstrengend
    Ja diese Babys sind sehr anstrengend, die Eltern sind erschöpft, denn das Baby kostet Kraft und Energie. 
    Ständiges Tragen, Schaukeln, wenig Schlaf und nicht selten ständiges Stillen.
  • Happy Baby
    High Need-Babys sind nicht immer Happy, sie wirken oft „unhappy“ und die Eltern können in manchen Phasen nichts richtig machen. Da hilft nur durchhalten und nicht persönlich nehmen.
  • Füttern
    Besondere High Need-Babys verlangen viel Brustzeit oder Fütterungsintervalle.
    Sie trinken ruhig, sie zelebrieren. Babys stillen nicht nur ihren Hunger, sie stillen auch Bedürfnisse, lieben die Nähe und Geborgenheit. 
  • Körperkontakt, Bewegung und ablegen
    High Need-Babys fordern getragen werden ein. Geduld haben sie wenig und es gibt für die Babys nur jetzt und sofort…
    Der Schnuller ist kein wichtiger Begleiter für die Babys, evtl. eine sehr kurze Notlösung. Die meisten mögen Hautkontakt und können nicht genug bekommen. Es gibt jedoch auch High Need-Babys die es gerne abgegrenzt haben und Ihren Raum benötigen. 
  • Aufwachen
    High Need-Babys können anfänglich nicht alleine schlafen. Sie benötigen kein Kuscheltier oder Schlafritual, sondern Sicherheit und Geborgenheit. Sie benötigen Eltern, wachen auch im Körperkontakt schnell wieder auf und benötigen insgesamt wenig Schlaf 
  • Bitte keine Veränderung
    High Need-Babys mögen keine Veränderungen, sie mögen kein hin und her, Situationswechsel und zu viel Action. Wir dürfen nicht vergessen, die Babys nehmen alles wahr und Veränderungen verwirren diese Babys mehr als andere Babys. 
    Sie sind neugierig, aufmerksam uns sehr sensibel. Übersensibel…
  • Regulierung
    Selbstregulierung fällt den den High Need-Babys sehr schwer!
    Einschlafen ohne Begleitung fast unmöglich. High Need-Babys benötigen Begleitung und die Sicherheit nicht alleine zu sein. Schlafen ist eine große Vertrauenssache. 
  • Trennung „Nein Danke“ 
    Mutter und Baby sind eins, also ist eine Trennung aus Sicht des Babys nicht möglich. Bei vertrauten Personen funktioniert es nach einer längeren Gewöhnung, später ist eine intensive Kita Eingewöhnung notwendig. 

Häufig bestätigt sich mein Gedanke, ich spüre die Verzweiflung der Eltern. Spüre das aufatmen, wenn Sie eine Erklärung erhalten und hören sie sind damit nicht alleine. Die Eltern sind verunsichert, sie denken tatsächlich es wäre ihr Fehler, sie geben sich die Schuld.
Es gibt keinen Schuldigen, keine Fehler. 
Ein großartiges (wunsch) Baby und doch so anstrengend, wir wissen alle, die Eltern lieben Ihr Babys, welche Ihre Eltern durch Ihrer klaren Art ihre Bedürfnisse einzufordern an die Belastungsgrenze bringt…
Die Babys sind unglaublich kompetent und wissen selber so gut, was sie brauchen. Bewundernd sage ich den Eltern wie toll es ist, ein Baby zu haben, was so genau weiß was es benötigt!  

Eltern denken „ja toll, aber ich kann wirklich nicht mehr“, ich beruhige die Eltern gerne, denn es kommen wieder besserer Tage. Es lohnt sich den Weg bedürfnissorientiert zu gehen, die Kinder danken es uns… 
Die Eltern haben sich schon auf den Weg gemacht, Sie holen sich bei mir Hilfe und haben sich schon bewusst entschieden es „anders“ als früher zu machen. 

Wie gut, denn High Need-Babys/Kinder sind so ganz anders als was man früher von Kindern erwartet hat.
Manche Eltern mussten sich vielleicht schon anhören: „Euer Babys manipuliert euch“ – Kinder und auch schon Babys haben zu gehorchen… 
Nein, das Gefühl der Eltern ist genau richtig- keiner manipuliert hier: High Need-Babys übernehmen nicht das Kommando, sie zeigen Ihre Bedürfnisse und Kinder sind okay wie sie sind. Sie sind nicht falsch, wenn sie nicht das tun was wir uns vorstellen, ein Perspektivwechsel ist in dieser Situation gefragt. Klare Grenzen helfen den Kindern sich zu orientieren und wir helfen den Kindern sich kontrolliert innerhalb der Grenzen zu bewegen. 

Wir versuchen es dem Baby so angenehm wie möglich zu machen. 


Wie geht es denn den Eltern damit? 

Die Eltern bekommen sehr viele Ratschläge: 
„Lass es schreien“
„Es wird sich an den Kinderwagen schon gewöhnen“
„Dein Baby wird nie lernen, alleine zu schlafen“ 
Dies und vieles mehr…

Natürlich werden die Selbstzweifel immer größer, jeh mehr man davon hört. Andere Babys schlafen alleine ein, man beobachtet, dass dies Baby einfach in den Kinderwaagen gelegt wird. Die Eltern probieren es genauso, geleitet von guten Ratschlägen um am Ende zu merken, egal was man probiert „ich schaffe es nicht, mein Baby funktioniert nicht“.
Eltern ziehen sich zurück, möchten sich nicht rechtfertigen und fühlen sich nicht verstanden. 
Diese Phase dauert in der Regel länger als 4 Wochen, Eltern fühlen sich isoliert und eingeengt. Die Nächte sind kurz und anstrengend. Die Tage ebenso intensiv. Erschöpfung ist ein Dauerbegleiter. Mütter fragen sich, ob dieser Zustand der lange ersehnte Traum vom Baby ist… 

Ja ! Jeh mehr man sein Baby kennenlernt, je mehr man es versteht und Wege probiert um so einfacher wird es mit der Zeit. 
Die Babys sind intensiver und zeigen laut ihre Bedürfnisse, also auch ihre Freude, sie lachen lauter und zeigen ihre Begeisterung klar und deutlich. 
Es mag mehr Nähe und fordert dieses auch später beim kuscheln ein…

Dad and Newborn

Was können Eltern eines High Need Baby tun? 

Als erstes die Situation annehmen, so wie Sie ist. Wenn wir die Situation akzeptieren, geht es uns schon besser und wenn es uns als Mutter, Vater als Elternpaar gut geht, geht es auch dem Baby/ Kindern gut. 
Es geht uns gut, wenn wir achtsam mit uns sind. Wenn wir auf unsere Bedürfnisse ebenso achten wie auf die Bedürfnisse der Kinder. 
(Bedürfnisse wie Schlaf, Ernährung, der eigene Anspruch an die Körperhygiene und auch Gesselschaftliche Kontakte). 

Die Babys haben am liebsten die Mama, jedoch kann der Papa auch trösten, wickeln und in den Schlafbegleiten. Eltern sollten als Team im Schichtwechsel fungieren. Vielleicht gibt es Familie, Freunde oder einen Babysitter um mal eine Schicht zu übernehmen. Eine Elternauszeit und Zeit Paarzeit ist wichtig für die Beziehung und zum Durchatmen.

High Needs Babys benötigen viel Zeit, wenn das Baby schläft, sollte diese Zeit zum Schlafen und nicht zum Haushalt erledigen genutzt werden. Die Eltern benötigen ausreichend Schlaf um die Bedürfnisse des Babys nachzukommen. Vielleicht wäre eine Unterstützung im Haushalt eine Möglichkeit oder die Familie kann unterstützen. 

Trage, schaukeln und wiegen sind die Dinge was Eltern tun können. Das Baby am Körper zu tragen, nach Bedarf zu füttern und in der Nähe der Eltern schlafen zu lassen, hilft vielen Eltern dem Bedürfnis gerecht zu werden.
Mit der Zeit, wenn das Baby älter wird, gibt es Situationen wo man die Kinder etwas entwöhnt, ganz im Tempo des Babys. 
Zu guter letzt, entschleunigen Sie ihren Tagesrhytmus. 

High Need Baby / Hochsensibilität ist ein Temperamentsmerkmal und keine psychische oder körperliche Krankheit oder Störung. 
Rund 15–20 Prozent der Kinder sind hochsensibel.
«Hochsensible Kinder nehmen alles intensiv wahr, nicht nur das Negative, sondern auch das Positive», erklärt B. Küster.

„High Need Baby wachsen zu tollen Kleinkindern heran, welche sehr charakterstarke Persönlichkeiten werden! „

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