Das Patentrezept bei einem Wutanfall? Das gibt es nicht!

Wenn mein Vierjähriger wütend Möbel umschmeisst und brüllt: „ Du blöde Kack Mama“.

 

Was machst du dann? Das wurde ich letztens von einer Mutter in meiner Beratungspraxis gefragt, nachdem ich ihr erzählt habe, dass mein Vierjähriger gerade in Wut Stühle umschmeisst und mich anbrüllt:“ Du blöde Kack Mama“.

Gerade steckt er in einer Phase, in der das fast täglich vorkommt und das heftig, ausdauernd und laut. Die Auslöser dafür sind vielfältig, so sehr ich mich auch bemühe, sie vorauszuahnen und zu vermeiden. Das habe ich aufgegeben, denn manchmal reicht es, die Milch ungefragt in die Müslischale gekippt zu haben, manchmal war die Badezeit zu kurz. Ich versuche also offen und flexibel zu bleiben, es kann uns ja jederzeit treffen.

Denn das ist gerade in seiner Entwicklung dran, das emotionale Gehirn entwickelt sich, der Umgang mit Wut muss also erst gelernt werden, Autonomie Bestreben steckt tief in allen seinen Handlungen und trotz allem oder gerade deshalb möchte er immer mit mir in Verbindung sein – selbst wenn er Zornesröten sagt:“ Hau ab du blöde Scheiss Kack Mama“.

Ja, und was mache ich denn da? Verstanden, warum Kinder sich in dem Alter so verhalten können, habe ich ja. Mein Fachgebiet quasi.

Das Patentrezept bei einem Wutanfall? Das gibt es nicht!

Ich konnte das nicht mit einer klaren Aussage beantworten, denn ich reagiere auch nicht immer gleich darauf. Es kommt immer auf die Situation an: Haben wir Zeitdruck und müssen in die Kita, bin ich müde und habe wenig Kraft ihn zu regulieren…. manchmal schaffe ich es auch nicht, mich von seiner Wut abzugrenzen und werde selber wütend! Es ist so unterschiedlich und facettenreich wie wir Menschen nun mal sind und deshalb gibt es nicht die EINE Antwort!

Und die EINE Lösung! Was heute gut geklappt hat, kann morgen scheitern…

Und dennoch habe ich meiner Klientin ganz intuitiv eine Antwort gegeben:

In dem ich mit ihm in Verbindung bleibe. Ihn nicht alleine lasse mit seiner Wut, selbst wenn ich mal kurz rausgehe um Luft zu holen, sage ich ihm, dass ich das für mich tue. Ich beschäme ihn nicht, ich strafe ihn nicht. Er tut nichts gegen mich, er ist einfach noch klein, sein Körper und sein Gehirn werden überflutet von der Wut und er kann nichts dagegen machen, Selbstregulation muss noch gelernt werden. ( Bin ich immer noch dabei!)

Ja, aber er muss doch lernen, dass er nicht mit Möbeln schmeissen darf und dich Scheiss Kack Mama nennen soll! Sagt meine Klientin. Ach, das nehme ich gar nicht so persönlich mit der Kack Mama.. mit den Möbeln schon. Ich will nicht, dass unsere Stühle kaputt gehen. Da bin ich klar: Deine Wut ist ok, du auch aber Stühle umschmeissen nicht. Das möchte ich nicht. Da muss ich dann dran bleiben, ohne Gewalt versteht sich, aber bestimmt.

Wenn ich mit ihm in Verbindung bleibe, klappt es auch ganz gut, schwierig ist es, wenn ich denke, ich würde jetzt lieber etwas anderes tun, als mich schon wieder der Art mit ihm auseinanderzusetzen, es ungesagt auf den Papa abwälzen will und mir nicht die Zeit nehme, diesen Konflikt mit meinem kleinem Brausekopf durchzustehen. Dann bin ich nicht ihm ihn Verbindung – und dann wird’s schwierig für mich, für ihn und für unsere Stühle.

Hey, und es ist nur eine Phase. Er ist vier, wir haben schon einige hinter uns. Wir schaffen das, so ist es aber gerade. Er will mich nicht ärgern, er findet mich nicht kacke und er ist nicht gerne überflutet von soviel Wut und Zorn. Am Ende nehmen wir uns in den Arm. Alles gut, warst ganz schön wütend. Jetzt bin ich wieder die schönste, liebste Mama auf der ganzen Welt…. bis zum nächsten Mal, wenn ich aus Versehen die Banane für dich geöffnet habe.

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